old invoice

25.03.2011

(Bildquelle Bartko-Reher OHG)

Wenn ich irgendwo eine Schrift sehe, die ich als Lettern im Kasten habe gucke ich immer noch ein zweites mal hin. Meistens begegnet mir die Reporter auf Autos von Gas- und Wasser- oder sonstigen Installateuren, manchmal auch auf Plakaten und sogar auch auf Broschüren. Aber neulich habe ich beim surfen auf eBay dieses Bild einer Rechnung gefunden, das mich total überrascht hat. Denn die Schrift Mammut, die ich für meine Viel Glück Karte benutze und mit der diese Rechnung gesetzt wurde, habe ich noch nie vorher in Anwendung gesehen. Umso schöner, dass es auch noch die Rechnung einer Buchdruckerei ist, oder? Über die Schrift konnte ich nicht sehr viel recherchieren, außer dass sie 1928 das erste Mal bei der Ludwig Wagner AG in Leipzig gegossen wurde. Und die Rechnung trägt das Datum von 1929, passt also. Aber was heißt das eigentlich Erstguß 1928, wie häufig wurde so eine Schrift denn danach noch gegossen und wie viele Sätze wurden so im Schnitt verkauft?

Wer über die Schriftgießereien in Deutschland mehr wissen möchte, sollte sich auf den Seiten des Klingspor Museums umschauen. Dort wird auch erklärt, dass viele Schriften der Wagner AG nach der Zerstörung der Firma und ihres Wiederaufbaus über Umwege von Berlin nach Ingolstadt letztendlich wieder dem Druckmuseum Leipzig zugeführt wurden. Ob es die Matrizen für die Mammut noch gibt? Das würde ich ja zu gern wissen.
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I always look twice when I notice a typeface on cars, posters or brochures that I have as letters in my cases. Mostly I see the Reporter used on movie posters or taken for company names on cars of installers for example. But one time while browsing on eBay I stumbled upon this scan of an old invoice that surprised me very much. It is my lead type called Mammut which is used for this old printer's bill from 1929. I haven't seen this typeface in use somewhere else so I'm glad I found this image. 
The only information I got about this type is, that it's first cast has been in 1928 at Ludwig Wagner foundry in Leipzig. But what does it mean in general, how many Mammut typefaces have been cast after that? How many sets of each type were sold on average? 
For more information about german type foundries browse through the site of the Klingspor Museum. There is also written that after the war damage of Wagner type foundry and a long way round Berlin and Ingolstadt most of the typefaces and the material were donated to the Museum of Printing Arts Leipzig. If the matrices of Mammut are still around there? I would love to take a look.

8 Kommentare

  1. Das wär doch mal eine Frage für unseren Freund Helmut, oder nicht?
    Der würde sich sicher freuen...
    LG Heike
    von Made-by-May

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  2. In einer Zeit, da Flugzettel noch nicht überall Flyer hießen!

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  3. Da hilft nur fragen, die Matrizen könnten im Leipziger Museum sein, aber auch die Stempel AG hat Matrizen von Wagner übernommen, glaube ich. Es gab sehr viele solcher Schreibschriften, unzählige, würde ich sagen, und die Matrizen haben keinen großen musealen Wert. Die Schriften sind nur für Werbedrucksachen eingesetzt worden, nicht für schöne Drucke, also Bibliophilie, hochwertige Akzidenzen wie Wertpapiere, Urkunden und dergleichen. Die Druckerei mit der Rechnung offenbart ja auch nur geringes typografisches Verständnis mit ihrem Schriftenkuddelmuddel. Na, das war erst ein Jahr nach Tschicholds Neuer Typografie, da war noch viel durcheinander.

    Erstguß heißt, daß die Schrift in dem angegebenen Jahr erstmals gegossen wurde. Die Entwicklung, die ersten Reinzeichnungen liegen teilweise lange vor dem Erstgußjahr.

    Über die Gußmenge gibt es meines Wissens keine Aufzeichnungen. Modeschriften wie die Mammut wurden nur in geringen Mengen verkauft. Ich habe sie noch nie in Blei gesehen, sie ist richtig selten und in dieser Hinsicht ein Schätzchen. Andere, wie die Reporter, haben sich stark verbreitet. Die Reporter-Matrizen hatte sich Typoart unter den Nagel gerissen, deshalb wanderte die Schrift von der Propaganda des nationalen Sozialismus' gleich weiter in den sowjetisch geprägten und durfte ich sie als Lehrling für Propaganda einsetzen. Und sie wurde ebenso für Kosmetik, Mode, Gastronomie und alle andere Agitation verwendet. (Außer von der Kirche, der das Brüllen weniger eigen ist.)

    Am meisten verbreitet waren naturgemäß die Klassiker, die zeitlosen Schriften wie Garamond und Walbaum, aus denen auch Bücher gesetzt wurden. Und ebenso die älteren Schmuckschriften wie die Anglaise (Englische Schribschrift), von der jede Gießerei ihre eigene in Matrizen schnitt und goß oder sich auch mehrere Gießereien eine Schrift für den Vertrieb teilten, wie gehört zu haben ich mich zu erinnern meine.

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  4. Erstguß stands for: date of issue, first time that the face appeared on the market.
    Thomas/Paris

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  5. @MZS & Thomas: Danke!
    Das bedeutet ich weiß also nicht so wirklich, wann genau diese Mammut, die nun in meinem Kasten liegt gegossen wurde. Könnte ja auch 1930 oder 1950 gewesen sein... eigentlich schade, das nicht genau zu wissen. Naja.

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  6. Helmut der Schriftsetzer26. März 2011 um 22:05

    Na, mein Mädel, dann will ich Dir mal ein paar schlaflose Nächte ersparen:
    Die Mammut, auch Mammut Werbeschrift genannt, wurde von Arthur Schulze für Ludwig Wagner, Leipzig kreiert und 1927 veröffentlicht. Ein schmaler Schnitt folgte etwas später

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  7. Helmut der Schriftsetzer30. März 2011 um 19:53

    Gern geschehen! Wir haben übrigens bei uns in der Museums-Setzerei die Mammut in 16, 20 und 24 p.

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